Zusammenleben der nationalen und ethnischen gruppen in völgység vom zweiten weltkrieg bis in die gegenwart

3. Methoden

In fast allen Hauptkapiteln habe ich die Methode der Fragebogenerhebung eingesetzt. Im vierten Teil benutzte ich den von Langerné Rédei M. 1992 erarbeiteten Lebenslaufinterview-Fragebogen. Im Sommer 1999 habe ich eine Erhebung in einer Gruppe mit 32 Personen vorgenommen. Es lag auf der Hand, zunächst eine ungarische Siedlergruppe als Untersuchungsobjekt auszuwählen. Das konnte eine sog. „Probenahme durch den Experten“ sein, ich habe die Probe ja anhand dessen ausgewählt, was ich von der Basisgröße aufgrund des gegenwärtigen Forschungsstandes weiß – also die Auswahl erfolgte aufgrund meiner eigenen Beurteilung. Mir ging es primär darum, die Eignung der Fragen und des gesamten Fragebogens auf die Probe zu stellen. Weil es soviel ich weiß noch keine solche Erhebung zur Bevölkerung der Bukowinaer Sekler gegeben hat, besitze ich keine grundlegenden Informationen bezüglich Alter, Geschlecht, Einkommensverhältnisse etc. Daher konnte ich die Auswahl der Probe von vornherein nicht so gestalten, dass sie die für die Population typischen Proportionen befolgt, was als Voraussetzung für eine sog. quotenmäßige Erhebung gelten kann (Babbie, E. 1998 p.201, 205, 243). Die vorausgehende Befragung und die Aufnahme von 8 Lebensinterviews von denselben Gewährspersonen ermöglichten die Aufzeichnung der Migrationsrouten der Sekler aus der Bukowina. Nach der elektronischen Datenspeicherung wurde mir der Gegensatz zwischen einer relativ großen Datenbasis und einer Probe mit sehr wenigen Elementen bewusst. Daher habe ich die umfassende Bearbeitung hinausgeschoben, einige Erfahrungen aus den Aufnahmen sind jedoch in der Dissertation berücksichtigt worden.

Im fünften Kapitel habe ich eine Methode erarbeitet, die auch als Kohortenuntersuchung angesehen werden kann, weil eine spezielle Gruppe in einem gewissen Alter – in den 1930-er und 1940-er Jahren geborene Siedlerkinder – das Untersuchungsobjekt darstellen. Die Untersuchung umfasst 15 Jahre, in jedem Jahr habe ich bei verschiednen Teilnehmern der Gruppe Daten gesammelt.

(Babbie, E. 1998 p. 122). Im Wesentlichen handelt es sich um eine auf Geburtsortstatistik beruhende soziologische Untersuchung, bei der die Matrikeldaten des Gymnasiums in Bonyhád herangezogen werden, in denen die Angaben zum Beruf der Eltern Schlussfolgerungen auf die intergenerationelle Mobilität ermöglichte. Die eher als peripher scheinende Herangehensweise ermöglichte wiederum die Erforschung der ethnischen Herkunftsgruppen der ungarischen Gesellschaft.

Der Fragebogen für Kapitel 6 ist aus der Praxis entstanden, hatte ich doch für die vom Komitatsrat 1989 veröffentliche Ausschreibung mit dem Titel „Bildungswesen und Territorium“ einen einfachen Fragebogen zur Erfassung von traditionspflegenden Vereinen zusammengestellt. Weil sich die traditionspflegenden Vereine in Völgység auf ethnisch-nationaler Basis  organisierten, lag es auf der Hand, dass sie für die Untersuchung ethnischer Organisationen geeignet sind. Im nächsten Schritt habe ich die Messungen bereits gezielt bei den einzelnen ethnisch organisierten Strukturen wiederholt, und anschließend habe ich als praktizierender Museologe auch die ethnographischen Sammlungen als Träger der Ethnizität einbezogen.

Zweitens habe ich den sozialgeographischen Fragebogen von Aubert A. (1994) adaptiert.* Eine vollständige Erfassung der gesamten Landschaft war nicht möglich, daher habe ich 2004 eine repräsentative Fragebogenerhebung in 10 Ortschaften vorgenommen, deren Ziel in erster Linie darin bestand, den Wandel in der Agrargesellschaft und in der ethnischen Zusammensetzung des Gebietes in der 2. Hälfte des 20. Jhs. – einschließlich der Periode nach der Wende 1989/90 – nachzuzeichnen. Die ausgewählte Siedlungsgruppe umfasste 6 Kernsiedlungen des freiwilligen Gemeindeverbandes West-Völgység (Kisvejke, Kisdorog Lengyel, Mucsfa, Závod, Tevel), und ich habe auch Bonyhádvarasd als experimentelles Untersuchungsfeld einbezogen. Diese Gemeinden liegen in der Mikroregion Völgység westlich von Bonyhád, stehen miteinander regional und verkehrsmäßig in Kontakt und liefern auch in ihrer wirtschaftlich-gesellschaftlichen bzw. nationalen-ethnischen Zusammensetzung in vielerlei Hinsicht ein geeignetes Modell des gesamten Völgység. Bei der Ausweitung der Probe habe ich durch die Einbeziehung von Györe, Bátaapáti und Ófalu ethnische und wirtschaftliche Aspekte geltend gemacht. Die rund 2000 Haushalte der 10 Dörfer haben für die entsprechende Größe gesorgt, die Ausgewählten bilden rund die Hälfte der Dorfbevölkerung der Mikroregion Völgység, so dass die Messung bezüglich der Mikroregion als repräsentativ gewertet werden kann.

Weil der Fragebogen Fragen zu den Zuständen vor der Wende enthielt, musste ich die auf die monolithische Gesellschaftsstruktur der 80-er Jahre bezogenen Kategorien entsprechend der gegenwärtigen, viel differenzierteren gesellschaftlichen Zusammensetzung ändern, und zwar in der Annahme, dass damit die Veränderungen der lokalen Gesellschaft beschrieben werden können. Bezüglich der ethnischen Verteilung habe ich den Fragebogen den Spezifika des Völgység angepasst, es liegt ja kein bedeutendes südslawisches Bevölkerungselement vor, und ich habe auch die Zigeuner berücksichtigt, obwohl ihr Anteil unter 3 % der Bevölkerung liegt, aber sie bilden trotzdem ein wichtiges Element dar, weil ihre Ansiedlung bzw. ihr Wachstum _ als Ethnie in mehrfach nachteiligem Status _ ein Maßstab für die Erosion bzw. den Verfall der lokalen Gesellschaft ist (Gáspár G. 2001). Bei der Verteilung der ungarischen ethnischen Gruppen dient die durch den Bevölkerungswechsel 1945-48 entstandene Situation als Ausgangspunkt. Somit können die Kategorien lokale Ungarn, Bukowinaer (und Siebenbürger) Sekler, oberungarische Magyaren und eine Sammelkategorie für sonst nicht zuzuordnende Größen aufgestellt werden.

Nach dem Recherchieren der Quellen kommt bei der Bearbeitung der historisch-geographische Aspekt zur Geltung: den Rahmen bildet die historische Periodisierung, der Inhalt besteht aus den Wechselwirkungen zwischen Nationalitäten, Ethnien und der lokalen gesellschaftlichen Struktur sowie eine Skizze der Siedlungsstruktur und der Arbeitsteilung. Die Untersuchungsmethode ist induktiv, aufbauend auf die Daten auf Ortsebene kommen wir zur Auswertung der territorialen Verhältnisse. Bei der Auswahl der geeigneten Kennzahlen (Wohnbevölkerung, natürlicher Zuwachs, Beschäftigungs- und ethnische Struktur, wirtschaftliche Aktivität, Wohnungsbau usw.) können die Tendenzen des Wandels mittels Anwendung von Zeitquerschnitten und Basisjahren erfasst werden. Es kommt auf die Quellen an, in welchem Umfang eine Periode charakterisiert werden kann. Die Auswertung der statistischen und empirischen Daten, die Darstellung der Ergebnisse erfolgt mittels Diagramme, Abbildungen, Tabellen, Kreuztabellen und topographischer Darstellungen. Diese können gemeinsam auch bei einer Landschaftsuntersuchung eingesetzt werden.


 

*              Külön köszönet Aubert Antalnak, hogy rendelkezésünkre bocsátotta.

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