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Zusammenleben der nationalen und ethnischen gruppen in
völgység vom zweiten weltkrieg bis in die gegenwart

4. Bevölkerungswechsel in
Völgység
Mein
Ausgangspunkt war der mit so viel Schmerz, mit individuellen und
Familientragödien verbundene Bevölkerungswechsel in Völgység. Meine
Auswertung hat die früheren wissenschaftlichen Ergebnisse in vieler
Hinsicht untermauert. Es wurde deutlich, dass die an der radikalen
Bevölkerungsinversion beteiligten Gruppen eine in mehreren Richtungen
ablaufende, mehrfach verzweigte, komplexe und schwer modellierbare
Bewegung mitgemacht haben. Es ist ein lokales Spezifikum, dass neben den
hiesigen Deutschen die ethnisch-ethnographische Gruppe der Bukowinaer
Sekler, die die Mehrheit der Flüchtlinge aus den Südgebieten darstellte,
der größte sich bewegende Bevölkerungsteil war. (Abb. 20).
Die
Migration der beiden wie auch die der Oberungarn und zum Teil der
Siebenbürger fand aufgrund des von der Staatsmacht bewirkten externen
Zwangs statt. Die Zahl der Binnensiedler, der Zuwanderer von der
Tiefebene und aus dem Komitat Zala, war hier nicht bedeutend. Aus dem
Vergleich der Bevölkerungszahlen geht auch hervor, dass die Zahl der zur
Aussiedlung vorgesehenen Deutschen und die der tatsächlich
Ausgesiedelten nicht identisch sind, sowie dass die Zahl der mit
Enteignung bestraften, geflüchteten oder zur Zwangsarbeit verschleppten
Deutschen gelegentlich wesentlich größer war als die der Ausgesiedelten.
Also die Zahlen derjenigen, die ihren Wohnort verlassen mussten – ob
durch Aussiedlung oder Flucht - bzw. die hier ankamen, stellen unter
Beweis, dass die Veränderungen die lokale Gesellschaft viel tiefer
betrafen als die bisherigen Forschungen es annahmen.
Der Krieg
und die vom Krieg veranlasste Bevölkerungsbewegung führte zur Auflösung
der der hügeligen Landschaft in dreihundert Jahren angepassten, auf
intensiver Bewirtschaftung basierenden Arbeitsteilung. Die
unterschiedlichen wirtschaftlichen Kenntnisse der angesiedelten Bauern
und die fehlende Ortskenntnis erschwerten ihre wirtschaftliche
Integration. Parallel zur Wende in der nationalen Zusammensetzung der
Bevölkerung veränderte die Bodenreform auch die strukturellen
Verhältnisse der lokalen Gesellschaft, weil durch die Umstrukturierung
der Besitzverhältnisse die kleinen und mittleren Bauernwirtschaften
dominierten, was zwar eine Möglichkeit der bürgerlichen Entwicklung des
Bauerntums in sich barg, aber die erneute politische Wende leitete die
gesellschaftlich-wirtschaftlichen Vorgänge in andere Bahnen.
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