Eschede, 3. Juni 1998, 10.58 Uhr. Auf
der Fahrt von München nach Hamburg bricht etwa sechs Kilometer vor
Eschede am hinteren Drehgestell des ersten Mittelwagens des ICE Wilhelm
Conrad Röntgen ein Radreifen. Er löst sich vom Rad und
schlägt immer wieder gegen die Betonschwellen. 200 Meter
südlich von Eschede entgleist der beschädigte Radsatz an der
ersten Weiche, die zweite Weiche kurz vor der Brücke wird
verstellt. Bei Tempo 200 wird der Zug nach rechts abgelenkt. Er
gerät ins Schlingern, der dritte Waggon reißt mit dem
hinteren Ende die Pfeiler der Brücke weg. Das 200 Tonnen schwere
Bauwerk aus Beton stürzt ein, dabei wird der fünfte Waggon
halb zerquetscht. In knapp vier Sekunden türmen sich die
restlichen sieben Waggons, von dem hinteren Triebkopf geschoben, an dem
unüberwindlichen Hindernis auf. Der vordere Triebkopf ist von dem
Zug abgerissen und kommt erst nach zwei Kilometern zum Stehen.
96 Menschen sterben in den Trümmern des Zuges, 5 weitere in den folgenden Tagen in den Krankenhäusern, 88 Menschen werden schwer verletzt. Als erste Helfer sind Escheder Bürger wenige Minuten später zur Stelle. Der Landkreis Celle löst um 12.30 Uhr Katastrophenalarm aus, auf dem Gelände des ehemaligen Gasthauses Lachmund wird die Einsatzleitung eingerichtet. Über 1000 Helfer vieler Rettungsorganisationen bergen Verletzte und Tote.
Die Bergungsarbeiten dauern mehrere
Tage. Besondere Schwierigkeiten bereiten die großen Betonteile
der Brücke. Mit großen Kränen werden bei der Suche nach
Opfern die Trümmer an die Seite geräumt. Zugteile haben sich
tief in den Sand der Brückenrampe gebohrt. Bundeskanzler Helmut
Kohl und Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder
informieren sich in Eschede über die Rettungsarbeiten. Zwei Tage
nach dem Unglück wird das Wrack des Zuges von den
Ermittlungsbehörden beschlagnahmt. Erst nach sechs Tagen wird die
Unglücksstelle wieder für den Zugverkehr freigegeben.